Obst als Kulturform lässt sich in Mitteleuropa erst seit 2000 Jahren nachweisen. Perser, Syrer und verschiedene Turkvölker hatten aber bereits 1500 v. Chr. einen hochentwickelten Obstbau. Es waren die Römer, die im Zuge ihrer Eroberungen die ersten Obstbäume zu uns brachten. Ein besonderer Verdienst in der Ausbreitung des Obstbaus kommt den kirchlichen Klöstern zu. Der Baumgarten wurde zu einem festen Bestandteil im Klostergarten. Ab der Renaissance machte der Obstbau auch unter den weltlichen Herrschern Furore. Der höfische Obstgarten wurde zum Prestigeobjekt und ein Wetteifern um Qualität, Grössen und Sorten begann. Mit spezifischen Massnahmen wurde der Obstbau gefördert. So gewährte Friedrich I Barbarossa für alle Obstgärten die Freiheit vom Zehnten. Mit den sich entwickelten Städten entstanden vielerorts ausgedehnte Obstgärten vor den Toren der Städte.

Bis ins 17. Jahrhundert wurde Obst hauptsächlich in Gärten um die Städte und Dörfer gepflanzt. Doch nun dehnten sich die Hochstammpflanzungen immer mehr in die freie Landschaft aus. Damit begann sich die heute typische Streuobstlandschaften zu entwickeln. Die Umstellung führte zunächst zu Baumäckern mit wechselnden Unterkulturen. So war zum Beispiel die Kombination von Obst und Getreidebau nicht ungewöhnlich. Erst später kam mit dem Aufkommen der Milchviehhaltung die Grünlandnutzung dazu. Obst wurde zu einem wichtigen Bestandteil der Selbstversorgung einer Familie. Es wurden Sorten kultiviert, die für bestimmte Verwertungsarten besonders geeignet waren. Daraus wurden Dörrobst, Most und Obstbrände hergestellt. So entstand auch die grosse Vielfalt an Obstsorten.

Im 19. Jahrhundert begann Obst als Handelsware und damit als Einkommensquelle wirtschaftlich interessant zu werden. In der Schweiz setzte vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Dreissigerjahre des 20. Jahrhunderts eine rasante Entwicklung des Hochstammanbaus ein. Bereits 1869 schätze man den Bestand auf 8.5 Millionen Hochstammbäume; 1950 waren es fast 15 Millionen. In Deutschland waren es um 1900 sogar 168 Millionen Bäume.

(auszugsweise aus: www.hochstamm-suisse.ch)

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